Bei der Kreislaufwirtschaft handelt es sich um ein nachhaltiges Wirtschaftskonzept, bei dem Ressourcen so effizient wie möglich genutzt werden, um den Verbrauch von Primärrohstoffen zu reduzieren. Dadurch soll die Linearität durchbrochen werden und ein geschlossenes System entstehen. Abfälle werden wieder in Prozesse zurückgeführt, anstatt sie zu entsorgen.
Kreislaufwirtschaft als Teil des Green Deals
Seit 2020 ist die Kreislaufwirtschaft Thema in der EU. Der Aktionsplan der Kreislaufwirtschaft ist ein Teil des Green Deals von der Europäischen Union. Es ist ein politisches Instrument, welches den Übergang von einer Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft in den europäischen Mitgliedsstaaten fördern soll. Als Teil der EU-Umweltgesetzgebung beinhaltet das Paket einerseits Maßnahmen, die die Verringerung von Primärressourceneinsatz durch Verwertung von Abfällen und Recycling vorantreiben. Andererseits setzt das Paket konkrete Zielvorgaben. Das bedeutet, dass für Abfallverwertung, Recyclinganteile, Vermeidungsregelungen, Wiederverwendung und Reduktion von Einweg-Verpackungen konkrete Werte zur Erreichung vorgegeben sind. Abfall soll gar nicht erst entstehen, indem zum Beispiel das Produktdesign angepasst wird sowie die Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit der Güter im Fokus stehen. Ziel des Paketes ist es, die durch das wirtschaftliche Handeln entstehenden Umweltauswirkungen zu reduzieren sowie die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu forcieren.
Was ist die erweiterte Produzentenverantwortung?
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kreislaufwirtschaftspakets ist die erweiterte Produzentenverantwortung (EPR). Diese Vorgabe wird in den europäischen Mitgliedstaaten in unterschiedlichen Formen umgesetzt. Durch die EPR sollen Hersteller:innen mehr Verantwortung für die Umweltauswirkungen ihrer Produkte übernehmen. Die Hersteller:innen werden dazu verpflichtet, einen Beitrag zur Sammlung, Verwertung sowie Entsorgung ihrer Produkte zu leisten, wenn sie am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind. Durch diese Maßnahme, sollen Produzent:innen ihre Produkte so optimieren, dass Recycling leichter möglich ist.
Vor- und Nachteile der Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft bringt einige Vorteile mit sich. Beispielsweise erfolgt eine Ressourcenschonung durch Ressourceneffizienz. Die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten und Recycling schon Primärrohstoffe. Die Folge der Abfallvermeidung durch Verwertung sind reduzierte Müllmengen und verbesserte Umweltqualität. Teilweise ist das Verarbeiten von Recycling-Materialien energiesparender als die Herstellung von Produkten mit Primärrohstoffen. Das trifft jedoch nicht bei allen Rohstoffen zu. Zum Beispiel ist das bei gewissen Kunststoffen nicht der Fall. Durch die Reduktion von Abfällen und Abwasser sowie Emissionen kommt es zu einer Verringerung der Umweltbelastung. Die Kreislaufwirtschaft bringt Innovationen mit sich, da neue Geschäftsmodelle, Ideen und Technologien entstehen. Wirtschaftlich gesehen entstehen neue Arbeitsplätze und Branchen wie Reparatur, Recycling und Wartung wachsen.
Genauso wie die Kreislaufwirtschaft Vorteile mit sich bringt, gibt es auch einige Nachteile bei der Implementierung des Konzepts. Der Übergang von der momentan bestehenden Linearwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft bringt hohe Kosten mit sich, da neue Technologien und Prozesse erst implementiert werden müssen. In vielen Ländern fehlt die benötigte Infrastruktur, wie z.B. spezielle Recycling- und Verarbeitungsanlagen. Die Prozesse sind sehr energieintensiv. Die Qualität kann bei recycelten Materialien geringer sein als bei Primärrohstoffen, was die Wiederverarbeitung einschränken kann. Für die uneingeschränkte Weiterverarbeitung benötigt es eine sortenreine Sammlung und ein effektives Sortieren. Jedoch gibt es viele Produkte mit komplexer Materialzusammensetzung, die das Trennen der einzelnen Rohstoffe nur schwer möglich macht. Sozial betrachtet kommt es zu einer Veränderung des Arbeitsplatzes und gleichzeitig auch der vorherrschenden Werte.
Kreislaufwirtschaft im Unternehmen
Die Kreislaufwirtschaft als Wirtschaftsmodell bringt die Möglichkeiten für Unternehmen sozio-ökologische Geschäftsmodelle zu implementieren. Durch Ressourceneffizienz, Abfallverringerung und ein Kreislaufwirtschaftsmodell können Unternehmen nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck verringern, sondern auch neue Einnahmequellen erschließen, Kosten senken und ihr Ansehen bei den Verbrauchern verbessern, die zunehmend nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen fragen. Aber nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene, sondern auch auf rechtlicher wurden die Anforderungen immer spezifischer. Beispielsweise besagt die EU Ökodesign Richtlinie, dass die Umweltauswirkungen über den gesamten Lebensweg eines energieverbrauchsrelevanten Produktes minimiert werden müssen. Das soll durch eine Mindestanforderung für die Gestaltung von Produkten erreicht werden.
Die Umsetzung der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in die Unternehmenstätigkeit erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Produktdesign, Lieferkettenmanagement, Produktionsprozesse und Lösungen für das Ende der Lebensdauer umfasst.
Schritte zur Implementierung im Unternehmen
Folgend einige Schritte, mit welchen begonnen werden kann, eine Kreislaufwirtschaft im Betrieb zu implementieren:
1. Materialflussanalyse: zuerst wird der Ist-Zustand im Betrieb abgeklärt. Mithilfe der Materialflussanalyse werden Inputs und Outputs dargestellt sowie die Bereiche deutlich, bei denen Optimierungsbedarf besteht.
2. Vorgänge optimieren: Durch die Darstellung des Ist-Zustandes wird klar, wo Verbesserungsbedarf besteht. Anhand dessen lassen sich effizientere Produktionsprozesse ableiten, welche erneuerbare Energien benötigen, ressourceneffizient arbeiten sowie Abfälle reduzieren und im System behalten. Dabei kann die Erstellung eines Abfallwirtschaftskonzepts unterstützen.
3. Produktgestaltung anpassen: Eine Veränderung der Produkte zu langlebigen und recycelbaren Produkten mit nachhaltigen Materialien fördert eine kreislauffähige Wirtschaftsweise.
4. Zusammenarbeit mit Stakeholdern: Die bewusste Auswahl der Stakeholder soll ein kreislauffähiges Wirtschaften ermöglichen.
5. Nachhaltige Beschaffung: Rohstoffe und Materialien stammen im Idealfall aus einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Herkunft. Bei der Auswahl von Lieferant:innen spielen nicht nur die ökologischen, sondern auch die sozialen Auswirkungen in der Lieferkette eine besondere Bedeutung.
6. Bewusstseinsbildung: Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden und Kund:innen zu dieser Thematik ist essenziell, um einen langfristigen und anhaltenden Wandel zu schaffen.
Herkömmliche Geschäftsmodelle gehen mit den vorhandenen Ressourcen so um, als wären sie unendlich. Das geht mit schwerwiegenden Folgen einher. Genau deshalb wird das Thema der Kreislaufwirtschaft zukünftig für viele Unternehmen von großer Bedeutung sein, da es Chancen für Innovation, Wachstum und Widerstandsfähigkeit in einer sich schnell verändernden Welt bietet. Insgesamt wird der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft von den Unternehmen ein Umdenken in Bezug auf Produktion und Verbrauch erfordern, und wird letztlich zu widerstandsfähigeren, nachhaltigeren und rentableren Unternehmen führen.
Lara Hammerl, März 2023